Die Aufstellung des niederösterreichischen Kraftfahrjägerbataillon Kopal Nr. 3 im Jahr 1920Aufstellung als Niederösterreichisches Radfahrbataillon Nr. 3
Das Niederösterreichische Jägerbataillon Nr. 3 der 1. Republik wurde im Jahr 1920 nach dem Ende der Volkswehr und dem Umbau zu einem neuen Bundesheer als „Niederösterreichisches Radfahrbataillon Nr. 3“ in STOCKERAU [1] aufgestellt wo es bis zum Ende 1938 in Garnison verblieb. Es war nicht ungewöhnlich, dass am Beginn des 20. Jahrhunderts Infanterie per Fahrrad mobil gemacht wurde, die Schweizer Armee löste ihre Radfahrbataillone erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts auf. Einerseits war zusätzlich die angespannte finanzielle Lage der 1. Republik dafür verantwortlich, dass die Ausrüstung des 1. Bundesheeres relativ langsam vor sich ging, andererseits waren Bestimmungen des Vertrages von St. Germain einzuhalten, welcher einer moderneren Ausstattung oder der Ausrüstung mit gepanzerten Fahrzeugen vorerst entgegenstand.
Niederösterreichisches Feldjägerbataillon zu Rad Nr. 3 ab 1928
Mit 7. Oktober 1928 wurde das Radfahrbataillon umbenannt in "Niederösterreichisches Feldjägerbataillon zu Rad Kopal Nr. 3".
Eines der derzeit ältesten gefundenen Bilder: Gruppenbild der "Niederösterreichischen Feldjäger zu Rad Nr. 3" aus dem Jahr 1930. - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Deutlich zu sehen die Uniformen, welche speziell bei Kappen und Dienstgraden sowie den Schulterklappen noch an das Muster der deutschen Armee angelehnt sind. Trotzdem wurden bereits von einigen Kameraden wieder Schützenschnüre nach dem altösterreichischen Muster getragen. Sehr schemenhaft sind an den Kappen nach deutschem Muster übrigens die traditionellen Jägerhörner mit der eingeschriebenen Bataillonszahl "3" zu erkennen.
Die Uniformierung orientierte sich seit der Gründung der Volkswehr aufgrund des Wunsches des Anschlusses an Deutschland bei den Sozialisten und Deutsch-Nationalen nach dem Ende der Monarchie an den Deutschen Uniformen, wobei besonders in den Anfangszeiten noch die „alten Uniformen“ nach Entfernung der kaiserlichen Symbole und unter Weglassung aller als „kaiserlich“ betrachteten Uniformteile wie der Offizierskappe unter Hinzufügung von Volkswehrabzeichen und Kragenspiegeln nach deutschem Muster und Farbe „aufgebraucht“ wurden. Auch später, nach der Auflösung der Volkswehr und der Gründung des Bundesheeres der 1. Republik wurden noch starke Anlehnungen an die Uniformen der Deutschen Reichswehr eingebaut, inklusive der Schirmkappen und den Litzen statt Dienstgraden an den Umlegekrägen der Uniformen. Auch die Farben der Waffengattungen wurden ähnlich wie in der 2. Republik auf wenige große Bereiche reduziert, wobei den Jägern die Farbe „Gelbgrün“ (entsprechend ungefähr der heutigen Farbe der Heeressport und Nahkampftruppen) zugeordnet wurde, während das traditionelle „Grasgrün“ der Jäger nun der Infanterie zugewiesen wurde.
Inspektion der Kraftfahrjäger durch vorgesetzte Kommandanten an der Wienerstrasse in STOCKERAU- an der Spitze (Bild Mitte) General der Infanterie Wilhelm ZEHNER, im Hintergrund ist die Kaserne Wienerstrasse 1 zu sehen - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Erst ab 1933/34 wurden wieder Uniformen, welche an die Tradition der alten Armee anschlossen, eingeführt. GdI ZEHNER ist auf dem oberen Bild nur durch minimalste Details in der Adjustierung von einem General der k.u.k. Monarchie zu unterscheiden. Ab dem 10. Juli 1934 war GdI ZEHNER zum Staatssekretär im Verteidigungsministerium berufen worden und damit maßgeblich an der Niederschlagung des Nationalsozialistischen Putsches beteiligt gewesen. Danach widmete er sich bis zum Anschluss dem Ausbau des Bundesheeres. Am 11. April 1938 wurde er in seiner Wiener Wohnung von Nationalsozialisten unter bis heute nicht vollständig geklärten Umständen ermordet.
Neben den feldgrauen Uniformen wurden ab 1933 die Parade- und Ausgangsuniformen, ebenso wie die Dienstgrade und die alten Egalisierungen inklusive der Knopffarben, farblich an die k.u.k. Armee angelehnt und ermöglichten wieder in gewissen Grenzen die Identifikation der Truppe mit ihrer Kampfeinheit. Die Kraftfahrjäger erhielten wiederum Grüne Aufschläge mit hechtgrauem Waffenrock mit gelben (Messingfarbenen) Knöpfen und dem Jägerhorn auf der Kappe. [2]
Niederösterreichisches Kraftfahrjägerbataillon Kopal Nr. 3 ab 1934
Mit 1. März 1934 wurde schliesslich aus dem "Niederösterreichischen Feldjägerbataillon zur Rad Kopal Nr. 3 " das "Niederösterreichische Kraftfahrjägerbataillon Kopal Nr. 3".
[1] BOTZ Gerhard, unveröffentlichte Fassung von „Nazi, Opportunist, Partisanenbekämpfer, Kriegsopfer - Erinnerungssplitter und dokumentarische Evidenz zu meinem Vater“, gekürzte Fassung erschienen in : BOTZ Gerhard (Hg.): Schweigen und Reden einer Generation. Erinnerungsgespräche mit Opfern, Tätern und Mitläufern des Nationalsozialismus, Wien: 2005, S. 135 – 159
[2] Siehe Bundesministerium für Landesverteidigung, Schematismus für das Österreichische Bundesheer und die Bundesheerverwaltung 1937, Wien 1937, Beilage 3 - Adjustierung, vergleiche auch PRIESCHL Martin, Das erste Heer der Ersten Republik, in: TRUPPENDIENST - Folge 309, Ausgabe 3/2009
Online: 21.02.2012 by WGE - Update: 08.09.2012 by WGE - Version: Freitag , 04.
Oktober 2024
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