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Der Rückzug von der Piavefront 1918

Am 28. Oktober wurde der Rückzug von der PIAVE-Front begonnen. Der Kommandant der Jägergruppe bestehend aus FJB 10, FJB5 und 6, Oberstleutnant BUSSCHE-IPPENBURG, führte das Bataillon über LONGHERE, FADALTO, PONTE NELL ALPI, KREUZBERGSATTEL nach Österreich und über INNICHEN und WIEN bis nach ST. PÖLTEN zurück, wo er das militärische Kommando ("Militärkommando") übernahm und das Bataillon demobilisiert wurde.

Das letzte Gefecht bei CIMA NOVE und FADALTO nördlich von VITTORIO (VENETO) vom 31. Oktober bis zum 1.November 1918

Am Abend des 30. Oktober hatte die Jägergruppe des Oberstleutnants BUSSCHE, bestehend aus dem Feld-Jägerbataillon Nr. 10 Kopal, dem 5. und dem 6. Feld-Jägerbataillon sowie Resten der 9. Honvéd Husaren, die Ortschaft CIMA NOVE (heute: NOVE SAN-FLORIANO) bezogen.
Der Kampf in diesem Raum war als Verzögerungskampf geplant, um dem Rest der „Wiener Division“ den Weitermarsch durch das enge Tal (entlang der Staatsstraße 51, heute: Strada Statale 51 di Alemagna) bis PONTE NELL ALPI (heute: PONTE NELLE ALPIund ab dort den Weitermarsch im PIAVETAL nach Norden zur alten Reichsgrenze zu ermöglichen. Gleichzeitig war dadurch eine Umgehung des PIAVETALS bei BELLUNO zu verhindern, um den dortigen Eigenen Kräften ebenfalls das Abfließen nach Norden durch das PIAVETAL zu ermöglichen. Die Stellungen für die Sperre des Rückzugstales der 25. Infanterietruppendivision („Wiener Division“) nach Norden zwischen CIMA NOVE und FADALTO waren bereits durch BUSSCHE erkundet und die Mannschaften konnten sich vom 30. Zum 31. Oktober in der Ortschaft CIMA NOVE erholen.

Die Situation noerdlich VITTORIO zwischen CIMA NOVE und FADALTO von 31.10.-1.11.1918
Die Situation noerdlich VITTORIO zwischen CIMA NOVE und FADALTO von 31.10.-1.11.1918 Tafel XV aus ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons KOPAL 1914-1918, WIEN 1938 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!

Am Morgen des 31. Oktober wurden starke feindliche Kräfte aus dem Raum VITTORIO im Anmarsch auf CIMA NOVE gemeldet und die Jägergruppe alarmiert. Die erste Verteidigungslinie südlich der Ortschaft errichteten die Bataillone 5 (östlich) und 6 (westlich der Straße), die Honvéd Husaren, die Kopaljäger sowie der verbliebene 2. Handmaschinengewehrzug des Oberleutnant SILLER hielten eine Auffanglinie südlich des LAGO MORTE. Gegen Mittag wurden die Masse der Kopaljäger sowie die Honvéd Husaren mit den verbliebenen Artilleriegeschützen in einen Riegel südlich der Ortschaft FADALTO zwischen der Ortschaft und dem LAGO MORTE (heute: LAGO MORTO) zurückgezogen.
Obwohl geplant war, die Stellung südlich von CIMA NOVA bis zum Einbruch der Nacht zu halten, musste nach einem ersten Eindrücken der Stellung zwischen dem 5. und 6. Bataillon um 1530 sowie einem Zurückweichen des 5. Bataillons um 1600 eine Riegelstellung südlich des LAGO MORTE bezogen werden.
Auch diese Stellung konnte nur kurz gehalten werden und die verbliebenen Kräfte des 5. und des 6. Feld-Jägerbataillons zogen sich um 1630 entlang des Sees zurück auf die Stellung der Kopaljäger vor FADALTO, während der Handmaschinengewehrzug des Oberleutnant SILLER die nachdrängenden Italiener an der Straße zwischen See und Berghang in Schach hielt.
Mann um Mann des Maschinengewehrzuges fiel, selbst der Kommandant, Oberleutnant Franz SILLER Ritter von GAMBOLO übernahm eines der Maschinengewehre bis auch er von einer Kugel tödlich getroffen wurde. Er war damit der letzte Offizier des Bataillons, welcher im ersten Weltkrieg fiel. Mit dem Opfer des Handmaschinengewehrzuges konnten jedoch die restlichen Kräfte den Riegel bei FADALTO erreichen, während Bataillon hinter Bataillon der Italiener über die Gefallenen nachdrängte. Am Straßenknie vor FADALTO waren die beiden Gebirgsgeschütze der Gebirgsartillerieabteilung 25 mit den letzten beiden verbliebenen Granaten in Stellung gegangen und die Straße südlich zur Sprengung durch den Technischen Zug als Sperre vorbereitet.
Sobald die Italienische Spitze den festgelegten Zielpunkt der Artillerie erreichte, wurden die beiden letzten Granaten abgefeuert. Dies hemmt den Angriffsdruck der Italiener schlagartig und die Kolonne verschwand in Deckung beidseitig der Straße. Obwohl für den Nachmittag Munitionsnachschub angekündigt wurde, blieb dieser aus und die Truppen verschossen langsam die letzte Munition. Der italienische Angriff wurde jedoch erst bei Einbruch der Dunkelheit wieder aufgenommen und vereinzelte Einbrüche in die Stellungen der Kopaljäger konnten durch Gegenstöße bereinigt werden.
Artilleriefeuer der Italiener und MG Feuer durch Umgehungsangriffe entlang der Bergwände kosteten weitere Verluste. Da ein Abschneiden der Rückzugslinie durch das PIAVETAL durch Nachrückende italienische Verbände bei BELLUNO sowie eine Umgehung über Osten bei SPERT Richtung LA SECCA nördlich des LAGO DI CROCE befürchtet wurde, löste sich das Bataillon am 1. November ab 0400 Uhr unbemerkt vom Feind und marschierte entlang des LAGO DI CROCE nach Norden über LA SECCA auf PONTE NELLE ALPI zu.

Im PIAVE-TAL auf dem Weg nach NORDEN

Am 1. November hatte die Nachhut der 25. Infanterietruppendivision mit dem Feld-Jägerbataillon Nr. 10 Kopal die Brücke über die PIAVE bei PONTE NELLE ALPI überschritten und sich im allgemeinen Rückmarsch-Chaos im PIAVE-TAL weiter nach Norden bewegt.
Auf der Höhe von LONGARONE wurde am 2. November bei DOGNA eine Sperrstellung am linken (östlichen) PIAVE Ufer zur Sicherung des weiteren Rückmarsches gehalten und danach am 3. November vormittags der Marsch nach Norden fortgesetzt.

Bild Marschroute von PONTE NELLE ALPI bis INNICHEN – zusammengefasster Ausschnitt der Beilage 15 von ROST Alfred, Die Kopaljäger im 1. Weltkrieg
Bild Marschroute von PONTE NELLE ALPI bis INNICHEN – zusammengefasster Ausschnitt der Beilage 15 aus ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons KOPAL 1914-1918, WIEN 1938 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!

Während das Infanterieregiment 84 (bis 1915 „Freiherr von BOLFRAS“) am 3. November bei CASTELLO LAVAZZA die Nachhut übernommen hatte, rückten die Kopaljäger mit den Resten der Jägergruppe in PERAROLO (heute: PERAROLO DI CADORE) ein, wobei die 1. Kompanie der Kopaljäger unter Oberleutnant MATTAUSCH ca. 3 Kilometer südlich von PERAROLO bei MACHIETTO (heute: PERAROLO DI CADORE, cirka an der Stelle der CHIESA DELLA MADONNA DELLA SALUTE) die neue Hauptnachhutposition der Sperre der Straße und der höher gelegenen Eisenbahnlinie übernahm, nachdem das IR 84 weiter nach Norden marschierte.
Am 3. November um 1420 wurde das Bataillon vom durchfahrenden Divisionsgeneralstabschef, Major HENNIG, vom Waffenstillstand informiert und die 1. Kompanie wurde angewiesen, im Falle von Feindkontakt die Italiener davon zu unterrichten und nicht zu schießen.

Die Verluste durch den Fehler bei der Zeitangabe am 3. November 1918 und die Wiederaufnahme des Kampfes

Kaum waren nach 1600 am 3. November die letzten 84er durch PERAROLO marschiert und hatten von Beschuss von den Berghängen auf dem Rückmarsch berichtet, kam die Fahrküche der 1. Kompanie im vollen Galopp aus Süden und meldete dem Gruppenkommandanten Oberstleutnant BUSSCHE, dass die 1. Kompanie in MACHIETTO trotz des Waffenstillstandes von einem Bataillon der Italiener umzingelt und gefangengenommen wurde. Die Fahrküche war durch ihre Position hinter der Kompanie der Gefangennahme entgangen und hatte sofort den Marsch zum Bataillon angetreten.

Fahrküche der österreichischen Armee – Fahrküche in Galizien im Jahr 1915. Es wurde ohne Zwischengeschirr direkt aus der Fahrküche verpflegt, meist direkt hinter der Front SAMMLUNG ECKEL
Fahrküche der österreichischen Armee – Aufnahme in Galizien im Jahr 1915. Es wurde ohne Zwischengeschirr direkt aus der Fahrküche verpflegt, meist direkt hinter der Front - Foto Sammlung ECKEL - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!

Auf diese Information hin wurde die 2. Kompanie der Kopaljäger von Oberstleutnant BUSSCHE in Alarm versetzt und angewiesen, bei Auftauchen der Italiener wieder von der Waffe Gebrauch zu machen. Er selbst eilte mit den gerade anwesenden Offizieren des Stabes den Italienern entgegen um ihnen Kraft seines Ranges den Waffenstillstand besser zu erklären.
Bereits nach cirka 300 bis 400 Schritten vom Ortsrand kam der Offiziersgruppe eine Patrouille der Italiener in der Stärke von 10 bis 12 Mann entgegen, welche versuchten die Gruppe zu umzingeln.
Als Zureden durch Oberstleutnant BUSSCHE nichts nutze, schlug er den kommandierenden Unteroffizier der Italiener eigenhändig nieder und die Offiziere des Stabes – bis auf Einen mit Pistole praktisch unbewaffnet [SIC!] – entwaffneten die restlichen erschrockenen Italiener.
Der Unteroffizier wurde mit einem Mann seiner Patrouille zurück zum italienischen Bataillon gesendet um die Sachlage aus Sicht der Österreicher darzulegen, kam jedoch bis zum Einbruch der Finsternis nicht mehr zurück. Trotzdem wurden nach Einbruch der Nacht auch die restlichen Italiener von BUSSCHE zu ihrem Bataillon zurückgesendet um zu zeigen, dass keine kriegerischen Maßnahmen von Seiten der Österreicher geplant waren. Gleichzeitig wurde über die zurückgesendeten Italiener ihrem Bataillonskommandanten mitgeteilt, dass die Feindseligkeiten wieder aufgenommen würden, wenn niemand zu Verhandlungen entsendet wird.
Da sich das Divisionskommando sowohl durch die Verluste der 84er beim Rückmarsch aus CASTELLO LAVAZZA als auch durch die Gefangennahme der 1. Kompanie der Kopaljäger nun bewusst wurde, dass der befohlene Waffenstillstand nicht auf Gegenseitigkeit beruhte, wurde am Abend des 3. November die Jägergruppe mit den Kopaljägern beauftragt, auch weiterhin kampfkräftig den Abzug der 25. ITD zu sichern.

Der echte letzte Kampftag am 4. November zwischen PERAROLO und CALALZO

Erst um 0045 am 4. November kam der Generalstabschef der Division von den Verhandlungen mit den Italienern zurück und Major HENNIG berichtete, dass die italienischen Truppen ihn nicht nur sehr unritterlich behandelten und trotz Parlamentärsfahne gerade noch zurückkehren ließen, sondern auch nichts von einem Waffenstillstand wüssten.
Da die Stellung von PERAROLO ungünstig für Kampfhandlungen und leicht zu umgehen war, wurde die Jägergruppe am 4. November um 0200 alarmiert um eine bessere Verteidigungsstellung zu beziehen und marschierten ab 0230 unter Ausscheidung von Nachhutpatrouillen aus PERAROLO ab.
Die Jägergruppe bestand nun aus den verbliebenen Jägerkompanien 2 und 4 und der MG-Kompanie nebst technischem Zug, Telefonstaffel, Train und Sanitätseinheiten der Kopaljäger, einem Halbbataillon des Infanterieregimentes 29 und dem Rest des Feld-Jägerbataillons 6, 2 Haubitzenbatterien mit 6 Geschützen und 2 Gebirgsbatterien (der 1.und 2. der Gebirgsartillerieabteilung 25) mit nur mehr 3 Geschützen. Das Feld-Jägerbataillon Nr. 5 war, nachdem es nach den Kämpfen bei CIMA NOVE und FADALTO auf nur mehr 1 Kompanie zusammengeschrumpft war, bereits am 1. November als Train-Bedeckung an die Division abgegeben worden.
Trotz der Finsternis erfolgte der Abzug nahezu geräuschlos und bei Anbruch des Tages waren die Serpentinen nördlich von PERAROLO (heute nach dem Bau der Umfahrungstrasse der Strada Stadale 51: Strada Cavallera) überwunden und der Höhenkamm nördlich von PERAROLO besetzt.
Durch diese Maßnahme unterließen die Italiener jeden weiteren Angriff und blieben auf Distanz, während die Jägergruppe weiter Richtung Norden marschierte und die nächste Stellung am Hang nördlich von CALALZO bei VALLESELLA mit Kommando in DOMEGGE (heute: DOMEGGE DI CADORE) bezog, nachdem die Brücke westlich VALLESELLA gesprengt worden war.
Gegen 1500 tauchten mehrere italienische Panzerautos auf der Straße aus Süden auf, welche jedoch angesichts der gesprengten Brücke über den „Torrente Molina“ CALALZO wieder umkehrten.

Der echte Waffenstillstand am 4. November 1918 um 16 Uhr

Um 1600 tauchte abermals ein italienisches Panzerauto bei der Nachhut auf, diesmal jedoch gekennzeichnet mit der weißen Fahne des Parlamentärs. Die Kommandanten der Feld-Jägerbataillone 6 und 10 – nachdem Oberstleutnant BUSSCHE seit der PIAVE-Front die Jägergruppe kommandierte wurde das 10. Bataillon von Hauptmann FRITZ geführt – wurden von der Division mit den Verhandlungen beauftragt. Da Hauptmann FRITZ perfekt italienisch sprach, konnte festgestellt werden, dass nun auch die Italiener den Waffenstillstand per 4. November 1500 Uhr einzuhalten bereit waren und es wurde ein 2 Kilometer Abstand der italienischen Spitze zu den abziehenden Österreichern auf dem Weg zur alten Reichsgrenze am KREUZBERGSATTEL vereinbart.
Die Leistungen der Kopaljäger in diesem letzten Abschnitt wurden auch von italienischer Seite anerkannt. So berichtet der General Carlo ROCCO in seinem Werk „Vittorio Veneto“ aus 1934 über den "Siegeszug" der 8. (italienischen) Armee unter General Francesco Saverio GRAZIOLI, dass in den Kämpfen um S. FLORIANO (CIMA NOVE) und FADALTO der heftige Wiederstand bei FADALTO (bei welchen von den Italienern das Bersaglieri Bataillon der 2. Division der 8. Armee, die 48. Division mit der Brigade Aquila - bekannt aus dem Angriff auf ST. LUCIA 1848 - und die Brigade Tevere im Tal benötigt wurden, sowie das II./ und III./ Bataillon 213 über Westen und das I./215 und I./216 für die Umfassung über Osten um die Enge bei FADALTO zu öffnen) verhinderte, dass die Italiener das PIAVE-TAL bei PONTE NELLE ALPI zu einer Falle für die zurückflutenden Einheiten Österreichs aus dem westlichen Abschnitt der PIAVE-Front machen konnten.

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